Aus aller Welt
Worte sind wichtig, doch Taten noch wichtiger
Die Sprache eines Präsidenten sollte so inklusiv wie möglich sein, kommentiert Rob Boston von den Americans United for Separation of Church and State die Amtseinführung Joseph R. Bidens Jr. vor knapp zwei Wochen. Er sieht Biden auf einem guten Weg, doch an seinem früheren Chef Barack Obama könnte sich der neue US-Präsident noch stärker ein Beispiel nehmen.
Die Sprache eines Präsidenten sollte so inklusiv wie möglich sein, kommentiert Rob Boston von den Americans United for Separation of Church and State die Amtseinführung Joseph R. Bidens Jr. vor knapp zwei Wochen. Er sieht Biden auf einem guten Weg, doch an seinem früheren Chef Barack Obama könnte sich der neue US-Präsident noch stärker ein Beispiel nehmen.
Von Rob Boston, Washington (USA)
Die Amtseinführung von Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten hat den Verfechter*innen der Trennung zwischen Kirche und Staat Hoffnung gegeben. Biden ist bereits dabei, einige der gefährlichen Maßnahmen der Trump-Administration zu beseitigen, die Religion und Regierung miteinander verquickt haben. Wir erwarten, dass das so weitergeht.
Allerdings gibt es einen Bereich, in dem Biden eine Änderung seiner Vorgehensweise in Betracht ziehen könnte: Er könnte in seiner Rhetorik inklusiver sein, wenn es um den Glauben der Amerikaner*innen – bzw. dessen Abwesenheit – geht. Insbesondere sollte er nicht davon ausgehen, dass jede*r einen Glauben hat. Daten zeigen, dass die Zahl der nicht-religiösen und konfessionsfreien Amerikaner*innen wächst.
Bidens Amtseinführung enthielt eine Menge religiöser Sprache, laut einigen Berichten mehr als jede Amtseinführung seit der von Präsident Dwight D. Eisenhower im Jahr 1953. Einiges davon war zu erwarten. Biden ist ein authentisch religiöser Mann und er wollte, dass die Veranstaltung dies widerspiegelt. Niemand kann Biden vorwerfen, dass er im Rahmen der Amtseinführung an privaten Gottesdiensten teilnimmt oder den Amtseid auf einer Familienbibel ablegt – auch wenn die Verfassung dies nicht vorschreibt.
Aber die Amtseinführung soll auch ganz Amerika einbeziehen, und Biden sollte bedenken, dass nicht jede*r Amerikaner*in ein gläubiger Mensch ist. Als er zum Beispiel zum stillen Gebet aufrief, wäre es schön gewesen, wenn er am Ende die Worte „oder zur Reflexion“ hinzugefügt hätte. Als Biden am Ende seiner Rede davon sprach, dass Amerikaner*innen „vom Glauben getragen werden“, wäre es besser gewesen, wenn er gesagt hätte, dass viele Amerikaner*innen so empfinden, nicht alle, und dass Amerikaner*innen in vielen Dingen emotionale Nahrung finden.
Biden könnte sich ein Beispiel an seinem alten Chef, Präsident Barack Obama, nehmen, der sich oft einer inklusiveren Sprache bediente und darauf hinwies, dass auch Nichtgläubige Teil des amerikanischen Mosaiks sind und die gleichen Rechte besitzen. Für die Zukunft wünschen wir uns auch Teilnehmer*innen an öffentlichen Veranstaltungen, für Anrufungen und Ähnliches, die das breite Spektrum religiösen Denkens in Amerika repräsentieren, ebenso wie solche, die viele Amerikaner mit säkularen und/oder humanistischen Praktiken vertreten.
Manchmal ist diese Botschaft da. Bidens Durchführungsverordnung zur Aufhebung des Muslim-Banns, die vor der Inauguration verfasst wurde, enthält diese Passage: „Die Vereinigten Staaten sind auf einem Fundament der Religionsfreiheit und Toleranz aufgebaut, ein Prinzip, das in der Verfassung der Vereinigten Staaten verankert ist. Nichtsdestotrotz erließ die vorherige Regierung eine Reihe von Exekutivanordnungen und Präsidentenproklamationen, die bestimmte Personen an der Einreise in die Vereinigten Staaten hinderten – zunächst aus hauptsächlich muslimischen Ländern und später aus überwiegend afrikanischen Ländern. Diese Maßnahmen sind ein Schandfleck für unser nationales Gewissen und stehen im Widerspruch zu unserer langen Geschichte, Menschen aller Glaubensrichtungen und auch ohne Glauben willkommen zu heißen.“ (Hervorhebung von uns.)
Das ist eine bemerkenswerte rhetorische Veränderung gegenüber der Trump-Administration, die nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, sich bei einem kleinen Teil des amerikanischen Volkes anzubiedern. Hoffen wir, dass unser neuer Präsident weiterhin einen inklusiveren Ton anschlägt. Und lassen Sie uns auch nicht vergessen, dass Sprache zwar wichtig ist, aber Taten, wie ein altes Sprichwort sagt, mit noch größerer Macht sprechen. Und bis jetzt hat Biden Maßnahmen ergriffen, die für alle Amerikaner*innen gut sind, für Gläubige und Nicht-Gläubige gleichermaßen.
P.S.: Die Verfassung sagt nichts über religiöse Inhalte während Amtseinführungszeremonien. Die Entscheidung darüber liegt bei dem Mann oder der Frau, die vereidigt werden.
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