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Lyriker nach langjähriger „Apostasie“-Strafe wieder frei
Der palästinensische Dichter Ashraf Fayadh soll laut Berichten aus seiner Haft entlassen worden sein.
Der palästinensische Dichter Ashraf Fayadh soll laut Berichten aus seiner Haft entlassen worden sein.
Am Dienstag berichtete die in London ansässige Organisation ALQST for Human Rights via Twitter, dass Ashraf Fayadh freigelassen worden sei, nachdem seine Haftstrafe bereits im Oktober vergangenen Jahres abgelaufen war.
Palestinian poet and artist Ashraf Fayadh, whose sentence expired in October 2021, has been released.
Fayadh was detained in #SaudiArabia since January 2014 and sentenced to death for publishing poems, which was later reduced to an eight-year prison term. pic.twitter.com/iwMEPdusnH
— ALQST for Human Rights (@ALQST_En) August 23, 2022
Das in Luxemburg ansässige Nachrichtenportal i24news.tv berichtete außerdem, dass der saudische Künstler Ahmed Mater bestätigt habe, dass der mit ihm seit der Kindheit befreundete Dichter auf freiem Fuß ist.
Der Sohn palästinensischer Flüchtlinge und in Saudi-Arabien aufgewachsene Fayadh, selbst staatenlos, hatte sich seit 2013 in Haft befunden, weil ihm Apostasie (der Abfall vom Glauben), atheistische und gotteslästerliche Passagen seinem Lyrikband „Instructions within“ und unstatthafte Beziehungen zu Frauen nachgesagt wurden. Diese Vorwürfe Dritter nahm Berichten die saudi-arabische Religionspolizei als Anlass, um ihn zu verhaften und vor Gericht zu bringen. Fayadh bestritt vor Gericht, dass seine Verse Atheismus fördern und bat um Entschuldigung.
Nachdem er im Mai 2014 wegen u. a. Apostasie zu vier Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben verurteilt worden war, strengten religiöse Hardliner eine Revision an, sodass 2015 ein Todesurteil gegen ihn verhängt wurde. In Folge dessen erlitt sein Vater einen Schlaganfall, an dem er verstarb. Fayadh konnte nicht an seiner Beisetzung teilnehmen. Abermals ein Jahr später wurde in einem Berufungsurteil eine achtjährige Haftstrafe und 800 Peitschenhiebe festgesetzt. Die Urteile gegen Ashrad Fayadh, der internationale Bekanntheit besitzt und noch 2013 auf der Biennale in Venedig den Pavillon für Saudi-Arabien gestaltet hatte, hatte international Entsetzen und Kritik hervorgerufen.
Saudi-Arabien, das islamisches Recht anwendet, bestraft mit Todesvergewaltigung, Mord, Apostasie, bewaffnetem Raub und Hexerei. Es ist einer der Staaten, der diese Strafe am häufigsten anwendet.
Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP, die auf Daten des Innenministeriums basiert, soll Saudi-Arabien seit Anfang des Jahres 120 Menschen hingerichtet und damit die Zahl von 69 Hinrichtungen im vergangenen Jahr übertroffen haben. Seit dem 14. Mai sei keine Todesstrafe mehr vollstreckt worden. Allerdings löste das Regime erst kürzlich abermals international Entsetzen und Protest aus, weil es die Zahmedizindoktorandin und zweifache Mutter Salma al-Schihab wegen feministischer Twitter-Aktivitäten zu 34 Jahren Haft verurteilt hat, einschließlich einem nach der Freilassung geltenden Ausreiseverbot. Unklar ist derzeit, ob Ashraf Fayadh das Land nun verlassen darf oder auch ihm die Ausreise verweigert wird.