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Tödliche Tradition

Vor allem Mädchen und Frauen leiden in Nepal noch immer unter inhumanen Bräuchen, mit oftmals schlimmen Folgen. Humanist*innen wollen den tödlichen Traditionen ein Ende setzen – und hoffen auf Hilfe aus Europa.

Vor allem Mädchen und Frauen leiden in Nepal noch immer unter inhumanen Bräuchen. Sie werden ausgegrenzt, zu demütigenden Reinigungen gezwungen und zwangsverheiratet, mit oftmals schlimmen Folgen für ihre Gesundheit. Humanist*innen wollen den tödlichen Traditionen ein Ende setzen – und hoffen auf Hilfe aus Europa.

Mehr als jedes dritte Mädchen wird in Nepal vor seinem 18. Geburtstag verheiratet. Foto: Jeanne Menjoulet/flickrcc unter CC BY-ND 2.0

Geht man nach dem Gesetz, gibt es das Problem gar nicht: Schon seit 1963 sind in Nepal Kinderehen offiziell verboten. Nepal hat die UN-Menschenrechtskonvention unterschrieben und Frauen und Männer rechtlich gleichgestellt – wenigstens formal. Papier aber ist bekanntlich geduldig, und so ist es mit der Gleichberechtigung im nepalesischen Alltag tatsächlich nicht so weit her. Mehr als ein Drittel aller Mädchen wird noch vor dem 18. Geburtstag verheiratet. Frauen verdienen unterdurchschnittlich wenig, über ihre Belange entscheidet oft genug ein männlicher Vormund. Sie leiden unter häuslicher und sexueller Gewalt, sie werden ausgegrenzt und manchmal getötet. Bis heute.

Ein Großteil dieser Gewalt ist als (religiöse) Tradition verbrämt. Als „Kanyadan“ etwa wird der nepalesische Brauch bezeichnet, junge Mädchen vor der ersten Menstruation zu verheiraten. Dass viele von ihnen ihren Ehemann niemals zuvor gesehen haben, ist kein Hinderungsgrund. „Deuki“ bezeichnet den Verkauf von minderjährigen Mädchen als „Opfergaben“ an Hindu-Tempel. Ohne Einkommen sind sie dort oftmals zu Prostitution gezwzungen. „Kamalari“ sind Mädchen, die im Alter von etwa sechs bis sieben Jahren von ihren verarmten Eltern als Sklavinnen an wohlhabende Familien verkauft werden, um die anderen Familienmitglieder ernähren zu können. Die Mädchen verrichten in der Regel harte Arbeit ohne Bezahlung und angemessene Ruhepausen, dürfen nicht zur Schule zu gehen, erhalten minderwertige Kost. Nach der „Chaupadi„-Tradition wiederum müssen Mädchen in West-Nepal während der Menstruation in winzigen dunklen und unbeheizten Hütten außerhalb des Dorfes leben, wo sie immer wieder Opfer von Angriffen und Vergewaltigungen werden. Die Gewalt gegen Frauen kostet durchschnittlich zwei Menschen das Leben – jeden Monat. Und sie ist längst kein ausschließliches Problem der Provinz: Auch in Kathmandu kann beobachtet werden, wie Frauen während ihrer Periode zu rituellen Reinigungen gezwungen werden.

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Das alles ist bekannt, dagegen getan wird nur wenig. In einem ausführlichen Bericht kritisierte Human Rights Watch bereits 2016, dass die Regierung eine Lösung des Problems immer weiter verschleppe. In nur sechs Jahren, versprach Nepals Regierung 2014, würde der Praxis der Kinderehen ein Ende gesetzt. Zwei Jahre später verschob sie dieses Ziel ins Jahr 2030 – und gemessen an der allgemeinen Tatenlosigkeit ist nicht davon auszugehen, dass dieses Ziel erreicht wird. Zu tief reicht das Problem hinein in die patriarchale Gesellschaft, in Ministerien und Behörden, deren Mitarbeiter oft genug helfen, die Gewalt zu verschleiern.

Humanist*innen gegen tödliche Traditionen

Die Society for Humanism Nepal (SOCH Nepal) hat sich deshalb dazu entschlossen, selbst tätig zu werden. Nepals Humanist*innen dokumentieren bereits seit 2006 – dem Jahr, in dem der zehnjährige Bürgerkrieg endete – inhumane Bräuche und die mehrheitlich misogyne Gewalt. Sie haben ein Netzwerk für Betroffene eingerichtet, sie leisten medizinische und rechtliche Hilfe und sie beraten. Regelmäßig machen sie Eingaben bei Ministerien und Parlamenten, in gedruckten Berichten informieren sie politische Entscheidungsträger*innen über das Ausmaß der immer noch herrschenden Gewalt.

Uttam Niraula, Direktor der Society for Humanism Nepal

Ziel der Arbeit ist, den inhumanen Bräuchen in Nepal endlich ein Ende zu setzen. Der Weg dorthin ist lang und schwierig, betont Uttam Niraula, Mitgründer und Direktor von SOCH Nepal. Vor allem aber kostet dieser Einsatz Zeit und Geld. Nepals Humanist*innen hoffen deshalb auf internationale Unterstützung, die in Deutschland unter anderem von der Humanistischen Hilfe kommt. Das Hilfswerk der Humanistischen Vereinigung hat ein Projekt lanciert und ruft zu den Feiertagen zu Spenden auf: Breaking bad traditions in Nepal!

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Spender*innen unterstützen die Kampagnenarbeit von SOCH Nepal und verschaffen mit ihren Gaben den Humanist*innen vor Ort den finanziellen Spielraum, den es braucht, um gegen ein so tief verwurzeltes gesellschaftliches Problem anzugehen. Hier geht es zum Spendenformular der Humanistischen Hilfe.


Die Humanistische Hilfe A.ö.R., das Hilfswerk der Humanistischen Vereinigung, wurde 2019 gegründet, um zusammen mit Partner*innen vor Ort Entwicklungs- und Katastrophenhilfeprojekte umzusetzen.

Derzeit unterstützt sie Bildungs- und Aufklärungsprojekte in Nigeria, Uganda und Nepal. Mehr über die Projekte auf www.humanistische-hilfe.de

 

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