Aus aller Welt
Ausgangssperren in der Regenzeit: Uganda im Lockdown
Über Corona in Europa und in den USA haben wir viel gehört, wie aber reagieren die Menschen in Uganda auf die Pandemie? Der Leiter der humanistischen Schule in Kasese über ein afrikanisches Land im Lockdown.
Von Bwambale Robert Musubaho
Was die Corona-Pandemie in Europa oder den USA anrichtet, darüber wird hierzulande ausführlich gesprochen. Von Afrika hören wir dagegen eher wenig, dabei grassiert das Virus auch dort. Bwambale Robert Musubaho leitet seit neun Jahren die Humanistische Schule in der ugandischen Stadt Kasese. Hier schreibt er über die Auswirkungen der Pandemie auf das zentralafrikanische Land.
Anfang dieses Jahres erhielt unser Schulprojekt einige Unterstützung von der Humanistischen Hilfe aus Deutschland. 25 unserer Schüler*innen erhielten spendenfinanzierte Stipendien, die es ihnen ermöglichen, unsere Schule ein weiteres Jahr zu besuchen. All diese Kinder und auch ihre Familien sind wohlauf.
Das erste Schuljahrtrimester wurde durch die weltweite Covid-19-Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen, und ich muss leider berichten, dass wir nur zwei statt der für ein Trimester üblichen drei Monate lernen konnten.
Das erste Trimester begann am 3. Februar, wurde aber schon am 18. März dieses Jahres unterbrochen, als der Präsident zusammen mit dem Gesundheitsministerium eine Schließung verordnete, die gleichermaßen Schulen, Unternehmen, aber auch öffentliche Plätze betraf. Grund dafür war die sattsam bekannte Krankheit, die im Dezember in China gemeldet worden war und sich in mehreren Ländern zu einem massiven Problem entwickelt hatte, dem viele Menschen zum Opfer gefallen sind.
Diese Abriegelung war eine Präventivmaßnahme, um die Ausbreitung und Übertragung der Coronavirus-Pandemie einzudämmen. Wir haben also unsere Schulstandorte geschlossen, und alle unsere Schüler*innen und Mitarbeiter*innen wurden aufgefordert, in ihre Häuser zurückzukehren. Einige der Kinder sind jetzt bei ihren Eltern und Verwandten, und die meisten Lehrer, die es sich nicht leisten können, in der Stadt zu bleiben, sind zurück in ihre Dörfer gegangen.
Lockdown in Uganda
Auch Kasese befindet sich im Lockdown. Menschen wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Es gibt – in Radio- und Fernsehsendungen wie auf Plakaten an Wänden, Gebäuden und Bäumen – eine massive Sensibilisierung für das Coronavirus, über die Krankheit, die es hervorruft, und darüber, wie die Menschen mit der Krankheit umgehen können.
Der Verkehr wurde diversen Beschränkungen unterworfen, nur Lastwagen mit Fracht, Krankenwagen und einige wenige zugelassene Autos dürfen bewegt werden. Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 19 Uhr bis morgens um 6.30 Uhr. In dieser Zeit dürfen sich Menschen nicht außerhalb ihrer Häuser bewegen oder spazieren gehen. Nur diejenigen, die Lebensmittel auf Märkten verkaufen, arbeiten, doch es wurden auch Freiluftmärkte geschlossen, die üblicherweise große Menschenmassen anziehen.
Es ist nicht leicht, die Menschen ausreichend mit Lebensmitteln, Desinfektionsmitteln, Seife und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs zu versorgen, auch wenn es immerhin eine Task Force gibt, die Lebensmittel, Sachen und auch Spenden sammelt, die den Einheimischen zugutekommen sollen. Die Verteilung ist allerdings nicht klar, und nicht alle Menschen profitieren von ihr.
Diejenigen, die Gärten besitzen, verbringen dort während der Abriegelung einen großen Teil ihrer Zeit, denn im Moment ist Regenzeit und die Ernte gedeiht gut. Die Humanistische Schule in Kasese hat mehrere Gärten, und wir haben eine ganze Reihe von Feldfrüchten angebaut; ab und zu profitiere auch ich zusammen mit einigen Lehrer*innen von den Matooke, dem grünen Gemüse und den Süßkartoffeln aus unseren Farmen.
Ich bin im Moment ebenfalls zu Hause und arbeite im Garten, pflanze Bäume oder führe einige kleinere Bau- und Renovierungsarbeiten an den Schulgebäuden durch. Ich stehe in ständigem Kontakt mit den Kindern der Schule und ihren Eltern, viele von ihnen klagen über Schwierigkeiten, während des Lockdowns an Lebensmittel oder lebenswichtige Grundbedarfsgegenständen zu kommen.
Die Regierung prüft derzeit, ob sie die Sperre aufheben kann, aber es scheint dafür noch zu früh, da unsere Nachbarn Kenia und Tansania immer noch eine erschreckende Zahl von Opfern zu verzeichnen haben. In Uganda wurden bisher 79 Fälle von Covid-19 registriert, alle Infizierten haben sich erholt, es gab bisher keine Toten zu beklagen. Die Kampagne zur Bekämpfung von Covid-19 ist im Gange, und der Lockdown läuft bis zum heutigen Tag. Wir hoffen, dann vom ugandischen Präsidenten ein Update über den Stand der Dinge zu erhalten.
Im Moment treibt unsere Regierung ein Lernprogramm über Radios, Fernseher und Zeitungsauszüge voran, um die Schüler*innen und Studierenden auch in diesen schweren Zeiten zu beschäftigen. Dieses Programm erreicht nur wenige, viele Studierende in ihren Dörfern bleiben außen vor, da sie keine Radios und Fernseher haben und viele keine Zeitungen lesen oder darauf zugreifen können.
Alles in allem bleibe ich dennoch optimistisch, dass in einigen Monaten die Abriegelung in Uganda aufgehoben wird und das normale Leben wieder aufgenommen werden kann. Dann können wir auch die Schule wieder öffnen.
Trauer und Hoffnung
Wir sind traurig über die Auswirkungen von Covid-19 und den massiven Schaden, den die Krankheit vor allem im Westen und Fernen Osten, in Amerika, Italien, Spanien, China, Großbritannien, Deutschland und Kanada verursacht hat, wo viele Menschen ihr Leben verloren haben.
In Afrika stellt sich die Lage weniger beängstigend dar. Wir hoffen, dass wir das Virus eindämmen und besiegen können. Ich bleibe optimistisch, dass ein Heilmittel oder ein Impfstoff entwickelt wird, mit dem Leben gerettet werden kann. Ich wünsche allen Humanist*innen Sicherheit und alles Gute. With Science, we can progress.