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Kommentar

Die skandalöse Gleichgültigkeit der Politik

Nicht nur die Ignoranz des deutschen Staates gegenüber den Nichtreligiösen ist skandalös, sondern auch die Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit, angesichts der fortgesetzten Vorgänge um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aktiv zu werden, meint Frank Stößel, Ehrenmitglied der Humanistischen Vereinigung.

Nicht nur die Ignoranz des deutschen Staates gegenüber den Nichtreligiösen ist skandalös, sondern auch die Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit, angesichts der fortgesetzten Vorgänge um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aktiv zu werden, meint Frank Stößel, Ehrenmitglied der Humanistischen Vereinigung.

Ohne Transparenz und Konsequenz im Verhältnis von Staat und Kirche bleibt die Verpflichtung zu Demokratie und Menschenrechten gestört, kommentiert Frank Stößel. Foto: privat

Das Vertrauen in die Körperschaft des öffentlichen Rechts namens „Verband der Diözesen Deutschlands“, besser bekannt als Römisch-katholische Kirche in Deutschland, wird nicht erst durch die Weigerung des Kölner Erzbischofs Woelki, das Missbrauchsgutachten einer unabhängigen Münchner Kanzlei zu veröffentlichen, zerstört. Längst ist das Vertrauen durch Verbrechen gegen die Würde viel zu vieler Menschen und durch die Vertuschung zu vieler dieser Taten durch den Klerus ruiniert. Warum darf so ein System, zuweilen mit dem Charakter einer Parallelgesellschaft, in unserem demokratischen Rechtsstaat so handeln?

Die Antworten sind einfach und niederschmetternd zugleich. Der Staat sagt: „Sorry, mir sind die Hände gebunden. Die Kirche regelt ihre inneren Angelegenheiten gemäß Grundgesetz und Konkordat ohne Einmischung des Staates.“ Die Kirche sagt entsprechend: „Das geht euch nichts an. Das regeln wir unter uns, haltet euch da raus.“ Wenn also, derartig konditioniert, Staat und Gesellschaft auf dem Boden unserer demokratischen Grundordnung das sittlich richtige Handeln nicht gestattet ist, so könnten zu viele meinen, dann kann man da halt nichts machen, und wenden sich ab.

Diese gleichgültige Haltung der Gesellschaft ist aber der eigentliche Skandal: Man zeigt den Opfern die kalte Schulter, schont die Täter und ermuntert deren Nachahmer. Was ist also zu tun, damit Staat und Gesellschaft wieder Vertrauen in die katholische Körperschaft haben können? Die Antwort auf diese Frage geht allerdings ans Eingemachte und ist äußerst arbeitsintensiv. Dazu müssen unsere Parlamente die Staatskirchenverträge und die Implementierung strittiger Teile, gemessen an Grundgesetz und Allgemeiner Erklärung der Menschenrechte, unter die Lupe nehmen. Das heißt für die Volksvertretungen im Bund und den Ländern, oben erwähnte Privilegien zu ändern oder auch zu streichen, um endlich faire Regeln für die katholische Körperschaft zu vereinbaren, welche auch anders- und nichtgläubige Gruppen der Gesellschaft ohne Zähneknirschen akzeptieren können. Dann sollte in den Angelegenheiten der Kirche, die auch den Staat angehen und die auch die Gesellschaft zu interessieren haben, alles mit rechten Dingen zugehen. Erst diese Offenheit nach innen wie außen wird den Frieden innerhalb der Kirche bringen, den auch wir außerhalb der Kirche Stehende für dieselbe herbeisehnen, damit wir mit ihnen als Demokrat*innen in Wohlfahrt, Kultur und Bildung gleichberechtigt zum Wohle der gesamten Gesellschaft nebeneinander arbeiten oder auch punktuell zusammenarbeiten können, wie sich das in einer pluralistischen Gesellschaft gehört.

Dank unserer Meinungs- und Pressefreiheit habe ich die Hoffnung, dass wir das schaffen werden. Dann brauchen wir uns auch nicht mehr für unsere Gleichgültigkeit zu schämen und wie das Kaninchen vor der Schlange zu verharren. Denn was uns schließlich und endlich doch stets einen sollte, ungeachtet unserer religiösen Orientierung, ist und bleibt unsere gemeinsame Verpflichtung zur Demokratie und den Menschenrechten, und die bliebe ohne Transparenz und Konsequenz im Verhältnis von Staat und Kirche weiterhin gestört.

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