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Matriarchat macht Mädchen mutiger
Ängstliche Mädchen und draufgängerische Jungen? Was immer wieder beobachtet und mitunter als biologische Tatsache verkauft wird, scheint vielmehr gesellschaftlich vermittelt. Das hat eine chinesische Studie gezeigt.
Ängstliche Mädchen und draufgängerische Jungen? Was immer wieder beobachtet und mitunter als biologische Tatsache verkauft wird, scheint vielmehr gesellschaftlich vermittelt. Das legen zumindest Ergebnisse einer chinesischen Studie nahe. Diese zeigt: Mädchen, die in einer matrilinearen Gesellschaft aufwachsen, sind oft risikofreudiger als gleichaltrige Jungen.

Eine Angehörige der Mosuo in Lijiang. Foto: Gisling/wikimedia unter CC BY-SA 3.0
Die Wissenschaftlerinnen Elaine M. Liu und
Für ihre Untersuchung reisten Liu und Zuo nach Yongning im Kreis Ninlang. An vier Grund- und einer Mittelschule führten sie dort ein Experiment mit insgesamt 432 Kindern durch, jeweils gut die Hälfte von ihnen Mosuo und Han. Sie entwickelten einen Test mit Lotterielosen, bei dem die einen Lose sichere, aber niedrige Gewinne, andere hingegen höhere Gewinne bei höherem Risiko versprachen. Dabei zeigte sich: Gerade die jungen Mosuo-Mädchen, die noch nicht viel Kontakt mit in patriarchaler Umgebung sozialisierten Kindern hatten, waren merklich risikofreudiger als Jungen – bei den Han war es umgekehrt.
Mit zunehmendem Alter änderte sich das Risikoverhalten: Während sich Mosuo-Mädchen der siebten Jahrgangsstufe vorsichtiger verhielten, sich insofern der Mehrheit anpassten, wurden Han-Mädchen, vermutlich beeinflusst vom Vorbild der gleichaltrigen Mosuo, mutiger. Mosuo-Jungen wiederum agierten umso risikofreudiger, je mehr sie mit Han-Jungen interagierten. Dies alles, resümieren Elaine M. Liu und Sharon Xuejing Zuo, zeige, dass Risikobereitschaft kulturell vermittelt und von der jeweiligen Umgebung geformt werde.
