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Gläserne Wände - Bericht zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland

Die Universitätsbibliothek Cambridge ruft öffentlich zur Hilfe bei der Suche nach zwei vermissten Notizbüchern auf. Eines von ihnen enthält Charles Darwins ikonische Skizze zum „Baum des Lebens“ von 1837. Stecken religiöse Fundamentalist*innen hinter dem Verschwinden?

Foto: Cambridge University Library

Zwei von Charles Darwins Notizbüchern mit dessen bahnbrechenden Ideen zur Evolution und seiner berühmten Skizze zum „Baum des Lebens“ werden vermisst und gelten als gestohlen. Das teilte die Universitätsbibliothek Cambridge am Dienstag mit. Der britische Wissenschaftler füllte die Ledernotizbücher 1837 nach der Rückkehr von seiner Reise mit der HMS Beagle. Die Bibliothek sagt, dass sie Millionen Britische Pfund wert seien.

Identische Archivbox und Darwin-Notizbücher ähnlich den fehlenden Notizbüchern. Foto: Cambridge University Library

In einem Buch zeichnete Darwin ein Diagramm, das mehrere Möglichkeiten für die Evolution einer Art aufzeigte, und veröffentlichte später eine weiter entwickelte Illustration in seinem 1859 erschienenen Buch „Über die Entstehung der Arten“ („On the origin of species“), das den Grundstein für die heutige, moderne Evolutionstheorie legte. Veröffentlicht wurde der Aufruf der Bibliothek am heutigen 24. November, dem so genannten Evolutionstag, da er das Datum der Veröffentlichung von „Über die Entstehung der Arten“ markiert.

Charles Darwin 1857 – Foto: Maull and Fox

Die riesige Bibliothek der Universität Cambridge führte die Notizbücher erstmals 2001 als vermisst auf, nachdem sie aus besonders gesicherten Kammern für Spezialsammlungen ausgelagert worden waren, um fotografiert zu werden. Lange Zeit glaubte man, dass sie in dem Gebäude, das rund 10 Millionen Bücher, Karten und Manuskripte enthält und eines der bedeutendsten Darwin-Archive der Welt besitzt, falsch abgelegt worden waren. Bei einer großen Suche in diesem Jahr – der größten in der Geschichte der Bibliothek – konnten die Notizbücher jedoch nicht wiedergefunden werden. „Die Kurator*innen sind zu dem Schluss gekommen, dass die Notizbücher wahrscheinlich gestohlen wurden“, erklärte die Bibliothek deshalb. Man habe die örtliche Polizei informiert, und die Bücher seien in der Interpol-Datenbank für gestohlene Kunstwerke eingetragen worden.

Die Universitätsbibliothekarin Jessica Gardner veröffentlichte außerdem eine Videobotschaft, in der sie die Öffentlichkeit um Hilfe bittet.

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„Ich bedauere zutiefst, dass diese Notizbücher trotz zahlreicher groß angelegter Durchsuchungen in den letzten 20 Jahren weiterhin vermisst werden“, sagte sie darin und fügte hinzu, dass die Bibliothek ihre Sicherheitssysteme seither massiv verbessert habe. Gardner meinte, dass ehemalige oder aktuelle Bibliotheksmitarbeiter*innen, im Buchhandel tätige Personen oder Forscher*innen über weitere Informationen verfügen könnten. „Ich bitte alle, die meinen, über den Verbleib der Notizbücher Bescheid zu wissen, sich zu melden“, sagte sie und weiter: „Irgendjemand, irgendwo hat vielleicht Kenntnisse oder Informationen, die uns helfen können, diese Notizbücher wieder an ihren richtigen Platz im Herzen des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes Großbritanniens zu bringen.“

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Bisher sind hier noch viele Fragen offen, denn die Motivation des oder der Täter*innen ist unklar. Stecken am Ende möglicherweise religiöse Fundamentalist*innen hinter dem Verschwinden der Notizbücher? Bisher gibt es zwar keinerlei Hinweise darauf. Doch zweifelsfrei wäre deren Vernichtung für sogenannte Kreationist*innen, die bis heute gegen die Akzeptanz der Evolutionstheorie kämpfen, von hohem symbolischem Wert. Denn unter anderem über die Verankerung des Wissens über die Evolution im britischen Schulsystem wird seit bald zwei Jahrzehnten hart gerungen.

„Bis etwa zum Jahr 2000 war die Evolution ein relativ unumstrittener Bereich des Schullehrplans in England. Sie nahm einen zentralen, aber ziemlich bescheidenen Platz innerhalb der Biologie der Sekundarschule ein (für 11-18-Jährige) und wurde auch im Religionsunterricht oft im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Wissenschaft und Religion betrachtet. Der Aufstieg des Kreationismus in England hat jedoch dazu beigetragen, dies zu ändern. Die Evolution wird nun in England zunehmend als ein Ort der Auseinandersetzung innerhalb des Lehrplans gesehen“, heißt es dazu über eine Anfang November veröffentlichten Fachtext. England sei nach wie vor ein Land mit einer relativ hohen Akzeptanz der Evolution. „Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Lehrerinnen und Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer befürwortet es jedoch, den Kreationismus als eine gültige Alternative zur Evolution darzustellen“, heißt es weiter.

Andrew Copson, Vorstand der Humanists UK

Die Humanists UK hatten Anfang dieses Jahrzehnts mit Erfolg dafür gekämpft, dass Lehren von einem „Intelligenten Design“ und andere kreationistische Glaubensinhalte aus dem Unterricht staatlicher Schulen verschwinden. Wie die Humanists UK vergangene Woche mitteilten, erwägt die Regierung derzeit zudem die Schließung einer öffentlichen Schule in freier Trägerschaft, da diese – wie auch weitere Schulen im Vereinigten Königreich – im Rahmen eines Lehrplans mit der Bezeichnung „Beschleunigte christliche Bildung“ kreationistische Lehren verbreiten und damit gegen die staatlichen Richtlinien für freie Schulen verstoßen.

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