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Mubarak Bala ist frei! Ein Sieg der Menschlichkeit und Beharrlichkeit

Es war eine großartige Nachricht aus Nigeria für Humanist*innen in aller Welt: Mubarak Bala, der Präsident der HumanistischenVereinigung Nigerias, ist nach mehr als vier Jahren willkürlicher Haft frei. Seine Freiheit ist das Ergebnis eines jahrelangen unermüdlichen Einsatzes von Humanists International, der Humanistischen Vereinigung, weiterer NGOs, Politiker*innen und engagierten Bürgerrechtler*innen.
Mubarak Bala war im April 2020 von der nigerianischen Polizei festgenommen worden, nachdem er eine Reihe von Facebook-Posts veröffentlicht hatte, die als „blasphemisch“ gebrandmarkt wurden. Er wurde daraufhin über ein Jahr lang ohne Anklage festgehalten, ohne dass er Zugang zu rechtlichem Beistand bekommen hätte, selbst eine Freilassung auf Kaution wurde ihm verwehrt. In Nordnigeria, wo Scharia und Common Law parallel existieren, droht Muslimen, die der Blasphemie beschuldigt werden, die Höchststrafe: der Tod. In Balas Fall forderten besonders religiöse Fundamentalisten genau diese drakonische Strafe.
Im Norden Nigerias gilt es als besonders schwierig, als Anwalt jemanden zu verteidigen, der der Blasphemie beschuldigt wird. Dies liegt daran, dass Anwälte, die solche Fälle übernehmen, sich oft selbst Bedrohungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ausgesetzt sehen.
2022 wurde Bala dann wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ zu einer 24-jährigen Haftstrafe verurteilt. Dieses schockierende Urteil erschütterte die internationale humanistische Gemeinschaft zutiefst, dennoch gaben seine Freunde und Familie sowie die Humanists International und die Humanistische Vereinigung den Kampf für seine Freiheit nicht auf. Dank engagierter Spender*innen und zahlreicher juristischer Bemühungen wurde der Fall wieder vor Gericht gebracht, um Balas Unschuld zu beweisen.
Ein harter Kampf für die Gerechtigkeit
Der Weg zu seiner Freilassung erwies sich als zäh und kompliziert. Zusätzlich erschwerten die globale Covid19-Pandemie, das instabile nigerianische Justizsystems und gravierende Menschenrechtsverletzungen die Bemühungen, mit vereinten Kräften für Balas Rechte einzutreten. Besonders betont werden müssen hierbei die Verdienste von Dr. Leo Igwe, Gründer der Humanistischen Vereinigung Nigerias und Vorstandsmitglied der Humanists International, und des leitenden Anwalts James Ibor. Sie blieben in engem Kontakt mit Bala, unterstützten ihn juristisch und engagierten für ihn trotz aller Bedrohungen und Einschüchterungen.
Schließlich entschieden Richter*innen im Juni 2024 einstimmig, dass das Urteil gegen Bala nicht gerechtfertigt und rechtswidrig gewesen sei. Dies war nicht nur ein Triumph für ihn persönlich, sondern auch ein starkes Zeichen für die Bedeutung internationaler Menschenrechtsarbeit.
Christian Putsch, Afrika-Korrespondent der „Welt“ hatte kürzlich Gelegenheit, mit Mubarak Bala zu sprechen: Dabei erzählt der 40-jährige Bala, wie er sich während seiner Gefangenschaft als gläubiger Muslim ausgeben musste, um zu überleben. Zehn Kilogramm habe er in den vier Jahren verloren, und die Zeit im Gefängnis habe ihn nachhaltig gezeichnet – körperlich wie seelisch. Heute lebt er im Süden des Landes in einer Stadt, die der säkularen Rechtsprechung Nigerias unterliegt. Doch auch nach seiner Freilassung will er sich für Religionsfreiheit stark machen. In nigerianischen Medien hat er sich wieder kritisch über religiösen Einfluss auf Politik und Gesellschaft geäußert, was ihn und seine Familie aber zunehmend unter Druck setze. Menschenrechtsorganisationen aus Europa und Nordamerika haben ihm angeboten, zumindest vorübergehend ins Ausland zu gehen. Doch Bala zögert – trotz der Gefahr, die seine Überzeugungen und Aktivitäten mit sich bringen, möchte er eigentlich in Nigeria bleiben – aus Verantwortung gegenüber der wachsenden Gemeinschaft von Atheisten, die sich mittlerweile über soziale Netzwerke organisiere. Seine Hoffnung bleibt, dass sich langfristig mehr Toleranz durchsetzen wird.
Der anhaltende Einsatz der Humanistischen Vereinigung
Seit vier Jahren hatte sich die Humanistische Vereinigung gemeinsam mit Humanists International und weiteren Menschenrechtsorganisationen für Mubarak Bala eingesetzt. Wichtige politische Akteure, darunter der Bundesbeauftragte Frank Schwabe, hatten sich intensiv mit seinem Fall beschäftigt und unter anderem seine Frau Amina Ahmed, die Mutter ihres gemeinsamen Sohnes, unterstützt. Auf Anregung der HV reiste Frank Schwabe 2022 nach Nigeria, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen und sich für Balas Freilassung einzusetzen.
Die HV freut sich sehr über seine Freilassung und unterstreicht nochmals, dass er nie hätte inhaftiert werden dürfen. Dennoch ist der Kampf für Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit in Nigeria und anderen Staaten längst noch nicht vorbei. Die Humanistische Vereinigung wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Menschen weltweit nicht aufgrund ihrer Überzeugungen verfolgt werden, wie etwa mit ihrem Humanist Shelter Program. https://www.humanistische-vereinigung.de/hilfe-beratung/humanist-shelter-program.html
Statement von Andrew Copson, Präsident von Humanists International:
„Heute feiern wir Mubarak Balas Freilassung – ein hart erkämpfter Sieg, der uns mit immenser Freude und Erleichterung erfüllt. Dieser Triumph wäre ohne das unermüdliche Engagement der Mitarbeiter von Humanists International, das unermüdliche Engagement von Leo Igwe, die Expertise von James Ibor und Balas Anwaltsteam sowie die unschätzbare Unterstützung unserer Partnerorganisationen nicht möglich gewesen. Wir sprechen jedem Einzelnen von ihnen unseren tiefsten Dank aus. Während wir uns über Mubaraks Freiheit freuen, bleiben wir unserem Kampf für die unzähligen anderen verpflichtet, die wegen ihrer Überzeugungen weiterhin zu Unrecht inhaftiert sind. Ihr Kampf ist unser Kampf, und wir werden nicht nachlassen, bis auch sie frei sind.“
Mubarak Bala wurde bereits 2024 aus der Haft entlassen und befindet sich nun an einem sicheren Ort.
Seine Freilassung gibt Hoffnung, dass Gerechtigkeit trotz aller Widrigkeiten siegen kann – und dass das Engagement für Menschenrechte niemals nachlassen darf.
https://www.humanistisch.net/38572/nigeria-befreie-dich-befreie-mubarak-bala/
(c) alle Fotos: privat
