Bruch in der Wahrnehmung der Hausarbeit
Auffällig sei, dass Frauen und Männer die Hausarbeit und die damit verbundene Arbeitsbelastung stark unterschiedlich wahrnehmen. Obwohl den Männern auffällt, dass viele der genannten Aufgaben bei den Frauen liegen, sind sie dennoch zu 66 Prozent der Ansicht, die Aufgaben der Kinderbetreuung und Hausarbeit seien gerecht aufgeteilt.
Die Antworten der Frauen vermitteln hingegen ein anderes Bild: Noch nicht einmal jede zweite Befragte ist der Meinung, dass die Hausarbeit gerecht verteilt sei. 43 Prozent geben an, dass es ihnen schwerer als zu normalen Zeiten falle, Familie und Beruf zu vereinbaren. Fast die Hälfte der Frauen fühlt sich außerdem durch die Situation an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht. Unter den Männern räumen dies 30 Prozent ein.
Rollen und Aufgabenverteilung bei Frauen und Männern in Corona-Zeiten – Die vollständigen Ergebnisse der repräsentativen Umfrage
sind hier zu finden.
„Es bedarf eines interdisziplinären gesellschaftlichen Diskurses über die Vor- und Nachteile einer modernen Arbeitswelt. Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, Familien- und Gesundheitspolitik können nicht mehr getrennt betrachtet werden“, sagt Martin Spilker, unser Experte für Unternehmenskultur und Führung. „Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben müssen in den Organisationen zukünftig breiter diskutiert und an bereits existierende oder absehbare Entwicklungen in der Arbeitswelt angepasst werden, um zu einer ganzheitlichen Personalentwicklungsstrategie ausgebaut zu werden.“ Maßnahmen für flexiblere Arbeitsformen sollten forciert werden, dürften aber nicht zu Lasten der Work-Life Balance auf der persönlichen Ebene gehen. Sonst drohe eine Abwärtsspirale, bei der erhöhte psychische Belastung im Alltag am Ende auch wieder auf Leistungen oder Krankenstände in der Organisation durchschlage, so Spilker.