Kommentar
Wie der Teufel das Weihwasser
Vor gut einem Monat haben die Kultusminister*innen der Länder eine Vereinbarung für mehr Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit im deutschen Bildungssystem beschlossen. Kritik daran gibt es von Lehrergewerkschaften und -verbänden. Frank Stößel, Humanist und Sonderschulrektor a. D., hat einen Verdacht, wo es vielleicht hakt.
Vor gut einem Monat haben die Kultusminister*innen der Länder eine Vereinbarung für mehr Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit im deutschen Bildungssystem beschlossen. Kritik daran gibt es von Lehrergewerkschaften und -verbänden. Frank Stößel, Humanist und Sonderschulrektor a. D., hat einen Verdacht, wo es vielleicht hakt.
Noch immer scheuen die Bundesländer in der Kultusministerkonferenz die Verabredung zu bundeseinheitlichen Schulabschlussprüfungen wie der Teufel das Weihwasser. Angeblich schwächt Vereinheitlichung den Wettbewerb unter den Ländern, und so bleiben im Bildungs-Wirrwarr die Lernenden und ihre Eltern die Dummen, sobald sie das Bundesland wechseln.
Doch ohne bundeseinheitliche Schultypen und einen bundeseinheitlichen Lernziel-Kanon der Prüfungsfächer, wie beispielsweise für die Führerscheinprüfung, kann die offensichtliche Benachteiligung der Jugend nicht beendet werden. Dabei kann es doch nicht so schwer sein, das Schulsystem im gesamten Bund einzuteilen in: Grund-, Mittel- und Oberschulen. Danach hat man die Wahl zwischen Berufs- oder Kollegschulen, welche eine Berufsausbildung oder ein Studium ermöglichen.
Vereinheitlicht man lediglich die amtlichen Prüfungsfächer je Schulabschluss, bliebe immer noch genügend Gestaltungsspielraum für die notwendige Differenzierung der übrigen Fächer nach Begabungen und Neigungen der Schülerschaft und für die Diversifizierung bildungsökonomischer Ziele der 16 Bundesländer.
Ist es am Ende das Fach Religionslehre, welches Harmonisierung ausbremst, weil Konkordate und Kirchenstaatsverträge den Kirchen weitreichende Mitspracherechte beim Gestalten der Lehr- und Prüfungspläne einräumen? Falls ja, müsste man diese heiße Kartoffel im demokratischen Rechtsstaat aufs Neue in die Hand bzw. unter die Lupe nehmen.