Aus aller Welt
Dieser Filmstar wird nie wieder für dich der alte sein
Zweifellos gehörte der Schauspieler Will Smith einmal zu den ganz Großen des internationalen Showgeschäfts. Nun hat er mit wenigen Worten auf einen Schlag hunderttausende Fans verloren.
Zweifellos gehörte der Schauspieler Will Smith einmal zu den ganz Großen des internationalen Showgeschäfts. Nun hat er mit wenigen Worten auf einen Schlag hunderttausende Fans verloren.
Men in Black, Das Streben nach Glück, I Am Legend: Will Smith war einmal einer der sichersten Publikumsmagnete für Kinokassen weltweit. Zahlreiche Auszeichnungen und über ein Dutzend Nominierungen als bester Schauspieler konnte er im Laufe seiner Karriere verbuchen. Anfangend mit der US-Serie „Der Prinz von Bel Air“ war er einer derjenigen, der durch sein Talent ganze Generationen für sich begeistern konnte. Überhaupt war er durch seine lockere und humorvolle Art ein Sympathieträger sondergleichen – der nun allerdings mal kurz die Maske fielen ließ. Und fragwürdige Einblicke in sein Weltbild geliefert hat.
Bereits seit den frühen Nullerjahren war zwar bekannt, dass er wie viele Hollywood-Größen die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtete Scientology-Kirche finanziell unterstützt und sich sympathisierend über die Scientology-Ideologie geäußert hatte, auch wenn er niemals Mitglied der Kirche gewesen sei. Allerdings: Die Popularität dieser Kirche ist in den Vereinigten Staaten besonders groß, zahlreiche bekannte Schauspieler*innen gehören oder gehörten ihr an. Da ist es grundsätzlich nachvollziehbar, dass sich ein erfolgreicher und bestens vernetzter Star von den Meinungen befreundeter Kolleg*innen beeinflussen lässt. Und gelegentlich auch kleinere Spenden auf ihre Bitten hin spendet. Smith hatte darüber hinaus aber auch an christliche, muslimische und jüdische Organisationen finanzielle Zuwendungen geleistet. Ganz einfach einordnen ließ sich sein Handeln also nicht.
Vorgestern nun schockierte er Tausende seiner Fans mit zwei krassen Statements. „Wähle keine Menschen, die nicht Gott und Liebe in ihren Herzen haben“, äußerte der 51-Jährige in der Show „On 1“ der Politikkommentatorin Angela Rye. Der Satz folgte auf eine ebenso eindeutige Aussage dazu, was die Coronavirus-geplagten USA derzeit bräuchten. Nach Smiths Ansicht liege „das Problem in den Herzen und Köpfen der Menschen. Es ist also erforderlich, dass unsere Aufmerksamkeit in unseren Herzen und Köpfen beginnt. Als Land würde ich mir wünschen, dass ein Teil dessen, was wir jetzt lernen, die destruktiven Aspekte einer lieblosen, gottlosen Führung sind.“ Holy shit, das hat gesessen!
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Do not elect people who do not have God and Love in their hearts.
Zweifellos: Menschen, die keine Liebe in ihrem Herzen haben, sollten nicht als prädestiniert gelten für den Besitz von politischer Verantwortung für pluralistische Gemeinwesen. Doch in der Verbindung mit der Warnung vor Personen, die nicht gläubig bzw. religiös sind, hat der Schauspieler nicht nur eine bizarr erscheinende Wahlempfehlung ausgesprochen. Zugleich hat er mit den Statements nahegelegt, dass für ihn „Gottlosigkeit“ und eine misanthropische Haltung Hand in Hand gehen.
Man könnte nun an den Worten herumdeuten. Hat Will Smith sein Statement vielleicht mit Blick auf das politische Handeln des US-Präsidenten Donald Trump abgegeben? Hält Smith den gelbgeschminkten Milliardär an der Spitze der Regierung für lieblos und gottlos, wollte er vor ihm warnen? Man mag es hoffen, um den Schock über seine Worte zu mildern.
Doch das ist reine Spekulation. Der US-Blogger Hemant Mehta schrieb in seinem vielgelesenen Blog „The Friendly Atheist“ als einer der ersten über den Vorfall und stellte zutreffend fest: „Die Ironie liegt natürlich darin, dass unsere derzeitige Führung von weißen Evangelikalen, die den Präsidenten umgeben, getragen und unterstützt wird – dem Typen, der Menschen mit Tränengas überschütten ließ, damit er eine Bibel für einen armseligen Fototermin hochhalten konnte – und die jede seiner schrecklichen Taten verteidigen. Sie behandeln die Kritik an Trump als Christenverfolgung.“
Auch Mehta zog in Erwägung, dass der Schauspieler etwas anderes habe sagen wollen, als es von den allermeisten verstanden worden war. „Aber nehmen wir an, er hat es nicht so gemeint, und Smith hat nur gesagt, dass wir bessere Führungspersönlichkeiten mit mehr Mitgefühl und stärkeren Leitprinzipien brauchen, insbesondere wenn es um Rassenfragen geht. Nun, dann… hätte er das einfach sagen können“, so Metha.
Klare Kritik kam auch von Mandisa Thomas, Präsidentin der Black Nonbelievers. „Wenn Liebe und Mitgefühl das sind, worauf Du dich beziehst, dann ist dafür kein Glaube an einen Gott notwendig. Bitte höre auf, Nichtgläubige mit Statements wie diesem zu stigmatisieren“, sagte sie in einem Kommentar auf der Facebookseite des Filmstars.
Ähnlich kommentierten Tausende seine Statements dort und bei Instagram. Denn auch in den Vereinigten Staaten wächst die Zahl derjenigen, die keiner Religion folgen, kontinuierlich. Falls Smith sich also missverständlich geäußert hat, hätte er jeden Anlass dazu gehabt, dies klarzustellen. Hat er aber nicht, der Post mit dem Satz „Wähle keine Menschen, die nicht Gott und Liebe in ihren Herzen haben“ ist unverändert online. Allein auf seinem Instagram-Kanal mit derzeit rund 46 Millionen Followern ist die Szene bisher mehr als zwei Millionen Mal aufgerufen worden.
Und wie so oft, ein Dummer kommt selten allein. Denn wenigstens hätte Angela Rye als seine Gesprächspartnerin hier nachhaken können, für eine professionelle politische Kommentatorin wäre eine kritische Nachfrage, weshalb Gottlosigkeit gleichbedeutend zu Misanthropie sein soll, kein Kunststück gewesen. Vielmehr, für eine sich liberal gebende Person wäre das unverzichtbar gewesen. Rye hat hier absolut versagt und der Grund liegt auf der Hand: Das Statement war für sie nicht fragwürdig. Ihr Kopfnicken während seiner Worte war eines der Zustimmung. Holy shit, die Lage in den USA wirklich besorgniserregend.
Die unzähligen empörten Kommentare zu Smiths Statement brachte der Blogger Hemant Mehta schließlich so auf den Punkt: „Die Gottlosigkeit ist nicht das Problem. Wir haben nicht genug Gottlosigkeit. Wir brauchen mehr Gottlosigkeit. Gott macht Menschen nicht automatisch gut, und wir haben jahrhundertelange Beweise, die das bestätigen. Wenn überhaupt, dann brauchen wir verdammt viel weniger Religion in der Regierung.“
Will Smith könnte hingegen ein paar Nachhilfestunden in philosophischer Bildung und Toleranz brauchen – und wir einen Ersatz für viele Filme, die wir nun niemals wieder mit dem gleichen guten Gefühl wie früher ansehen können.