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Jeder Mensch muss Ängste haben

Deutschlands bekanntester Angstforscher Borwin Bandelow hat uns verraten, wovor er sich besonders fürchtet.

Deutschlands bekanntester Angstforscher hat uns verraten, wovor er sich besonders fürchtet.

Prof. Dr. Borwin Bandelow. Foto: © dpa

Borwin Bandelow ist einer der ein Dutzend Referentinnen und Referenten des turmdersinne-Symposiums „Nerven kitzeln – Wie Angst unsere Gedanken, Einstellungen und Entscheidungen prägt“ vom 12. bis 14. Oktober 2018 in der Stadthalle Fürth. Der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen und Vorsitzende der Gesellschaft für Angstforschung wird zu diesem Thema mit dem Publikum ins Gespräch kommen: „Wenn die Panik überhand nimmt – Formen der Angsterkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten.“

Herr Prof. Dr. Bandelow, ein befreundeter Spinnenforscher erzählte mir, dass seine Kinder seit dem Kindergarten Angst und Ekel vor Spinnen entwickelt haben – geschieht es häufig, dass Ängste anerzogen werden?

Sogenannte einfache Phobien (wenn man zum Beispiel nur vor einer einzelnen Sache Angst hat, nennt man das einfache Phobie) entstehen nicht durch Lernerfahrungen. Eine Spinnenphobie ist ein gutes Beispiel: Die deutschen Spinnen können nicht beißen, sodass man gar keine schlechten Erfahrungen mit ihnen machen kann. Außerdem entstehen Phobien nicht durch Erziehung: Wenn zum Beispiel Eltern „Iiih!“ schreien, wenn sie eine Spinne sehen, führt das nicht zu anerzogenen Phobien. Andererseits ist es typisch, dass Kinder im Kindergartenalter Tierphobien zum ersten Mal zeigen.

Eine Spinnenphobie ist eine angeborene Phobie. Vor 100.000 Jahren waren die Spinnen gefährlich, wer gebissen wurde, starb und bekam keine Kinder. Wir sind die Nachfahren der Angsthasen von damals. Diese haben überlebt, weil sie Ängste vor Spinnen hatten. Bis in die heutige Zeit werden die Spinnenängste vererbt, obwohl sie in Deutschland nicht mehr notwendig sind. Wenn manche Kinder oder Erwachsene mehr Spinnenphobie zeigen als andere, liegt das daran, dass Ängste „normalverteilt“ sind, nicht etwa an schlechten Erfahrungen oder der Erziehung.

Wann wird die Angst zu einer Krankheit?

Jeder Mensch muss Ängste haben, daher ist eine gewisse Angst für jeden Menschen natürlich. Wenn allerdings die Ängste so stark werden, dass man 50 Prozent des Tages über diese Ängste nachdenkt, Schwierigkeiten in der Familie, im Beruf oder Freizeitleben hat oder auch Beruhigungsmittel oder Alkohol im Übermaß zu sich nimmt, um die Ängste zu bekämpfen, so handelt es sich eindeutig um eine krankhafte Angst.

Sind Sie als analytischer Wissenschaftler vor Ängsten sicher?

Auch als Angstforscher ist man nicht vor Ängsten sicher. So würde ich nie mit einem Fallschirm abspringen oder Bungeejumping machen.

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Man sagt Ihnen nach, dass Sie die Ostfriesenwitze erfunden haben. Wie sehen Sie denn das Verhältnis von Angst und Witz? Kann Komik bei dem Umgang mit Ängsten helfen?

Ich habe als 16-jähriger Schüler zum ersten Mal über Ostfriesenwitze in der Schülerzeitung geschrieben. Humor kann durchaus bei der Bekämpfung von Ängsten helfen. Das kann die Betroffenen dazu bringen, dass sie ihre Ängste etwas entspannter sehen. Allerdings erzähle ich in der Therapie nicht etwa Ostfriesenwitze, um die Angst abzubauen.

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