Aus aller Welt
England: Erstes Seelsorge-Team mit humanistischer Leitung
Der Verband der britischen Humanisten sieht darin eine wachsende Anerkennung der Notwendigkeit, auch die Bedürfnisse nichtreligiöser Patienten zu berücksichtigen.
Mit Lindsay van Dijk ist in Buckinghamshire westlich von London eine diplomierte Humanistin zur Leiterin des örtlichen Seelsorge-Teams für die Kliniken in der Region ernannt worden. Der Verband der britischen Humanisten sieht darin eine wachsende Anerkennung der Notwendigkeit, auch die Bedürfnisse nichtreligiöser Patienten zu berücksichtigen.
Die diplomierte humanistische Beraterin Lindsay van Dijk ist seit kurzem als leitenden Koordinatorin des Seelsorge-Teams für die Kliniken des britischen staatlichen Gesundheitsdienstes in Buckinghamshire zuständig. Neben ihr sind dort drei hauptamtliche christliche Seelsorger sowie 24 Freiwillige tätig, um Patienten an sieben Kliniken in der Region in seelsorgerischen Angelegenheiten zu unterstützen und zu begleiten. Van Dijk ist die erste Humanistin im Vereinigten Königreich, die mit dieser Aufgabe beauftragt worden ist. Zuvor wurde die Leitung der Seelsorge-Teams an britischen Kliniken hauptsächlich von Pfarrern ausgeübt.
Die 28-Jährige gehört zum Nonreligious Pastoral Support Network, einem Seelsorger-Netzwerk für nichtreligiöse Menschen in Trägerschaft von Humanists UK, dem Verband der britischen Humanistinnen und Humanisten. Qualifiziert für humanistische Seelsorgearbeit hatte sie sich zunächst mit Abschlüssen an der niederländischen Universität für Humanistik in Utrecht. Tätig gewesen war van Dijk seitdem als Seelsorgerin bzw. humanistische Beraterin unter anderem für ein humanistisches Community-Projekt an der US-Universität Harvard und an einer britischen Oberschule.
Mit ihr gibt es nun insgesamt drei hauptamtlich tätige humanistische Seelsorger in England, die unter anderem die Arbeit der mittlerweile beachtlichen Zahl Ehrenamtlicher im Seelsorge-Netzwerk der Humanists UK koordinieren und unterstützen. Lindsay van Dijk sagte anlässlich ihrer Ernennung: „Eine Menge Menschen gehören keiner organisierten Glaubensrichtung an, doch diese haben trotzdem spirituelle und emotionelle Bedürfnisse in schwierigen Zeiten“, so van Dijk. Sie sei hocherfreut über ihre Ernennung zur Leiterin des Seelsorge-Teams für Buckinghamshire und freue sich darauf, mit ihrem multireligiösem Team zu arbeiten, darunter unter anderem eine katholische Nonne, ein Buddhist und ein Bahá’í.
Eine Umfrage unter Einwohner Englands im vergangenen Jahr zeigte, dass es offenbar großen Bedarf an qualifizierter humanistischer Seelsorge und Beratungsarbeit gibt. Sieben von zehn Befragten sagten, es sollte neben religiösen Seelsorge-Fachpersonal auch nichtreligiöse Berater geben. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes fühlt sich laut British Social Attitudes Survey keiner Religion verbunden.
Simon O’Donoghue, Leiter des Nonreligious Pastoral Support Network, sagte zur Übertragung der Leistungsaufgabe an Lindsay van Dijk, darin sei eine signifikante Anerkennung zu sehen, wie wertvoll der Aufbau des Netzwerks bisher gewesen sei. Im Gesundheitswesen des Landes werde zunehmend erkannt, dass nichtreligiöse Menschen die Unterstützung von Beratern mit gleicher Lebensauffassung ebenso sehr gebrauchen können wie religiöse Menschen die von Seelsorgern ihrer Religion.