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Erfolgreiche Proteste gegen Frauenrechtsgegner

Rund 2.000 Menschen haben in Berlin für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung demonstriert. Ein zur gleichen Zeit durchgeführter „Marsch für das Leben“ christlicher Fundamentalisten forderte abermals ein europaweites Totalverbot von Schwangerschaftsabbrüchen.

Rund 2.000 Menschen haben in Berlin für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung demonstriert. Ein zur gleichen Zeit durchgeführter „Marsch für das Leben“ christlicher Fundamentalisten forderte abermals ein europaweites Totalverbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Die Zahl der Marsch-Teilnehmer scheint sich im Abschwung zu befinden.

Foto: © A. Platzek

Foto: © A. Platzek

Zwei Bündnisse hatten am Samstag zum Protest gegen die Ziele von radikalen Abtreibungsgegnern, Rechtskonservativen und religiösen Fundamentalisten aufgerufen. Ein Bündnis mit dem Motto „Marsch für das Leben – What the fuck“ startete wie in den Vorjahren um 12 Uhr am Anhalter Bahnhof mit rund 1.500 Teilnehmern. Anderthalb Stunden später formierte sich ebenfalls erneut das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung nach einer Auftaktkundgebung zu einem Demonstrationszug mit rund 600 Teilnehmern.

Beide Bündnisse riefen dabei zum Widerstand gegen die europaweiten Bestrebungen christlich-fundamentalistischer und rechtsnationaler Gruppierungen auf, die den rechtzeitigen Abbruch ungewollter Schwangerschaften umfassend kriminalisieren wollen. Gefordert wurde von den Bündnis-Unterstützern zugleich, die immer noch im deutschen Strafrecht verankerte Kriminalisierung von Abtreibungen zu beenden, den Abbruch ungewollter Schwangerschaften durch neue rechtliche Regelungen zu legalisieren und ausreichende soziale und strukturelle Unterstützung für Menschen zu schaffen, die sich für ein Leben mit Kind und eigener Familie entscheiden, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, sowie umfassende rechtliche Anerkennung aller Formen des Zusammenlebens. Für musikalische Vibes sorgten die Trommlerinnengruppe Usambaras und die Rapperin Lady Lazy, zum Abschluss trat die Slam-Poetin NiniaLaGrande auf.

Ein vom „Bundesverband Lebensrecht“ organisierter „Marsch für das Leben“ begann ebenfalls gegen 13 Uhr vor dem Bundeskanzleramt mit einer Auftaktkundgebung, um dann mit einem „1000-Kreuze-Marsch“ durch den nördlichen Teil des Zentrums von Berlin zu ziehen und so für ein europaweites Verbot aller Schwangerschaftsabbrüche zu werben. Unterstützt wurde der Kreuze-Marsch von Grußworten katholischer Bischöfe und einiger Abgeordneter von CDU und CSU. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz distanzierte sich hingegen wie schon in den Vorjahren von dem Kreuze-Marsch.

Laut Polizeiangaben nahmen an dem Kreuze-Marsch rund 6.000 Personen teil, womit die Teilnehmerzahl gegenüber dem Vorjahr nicht gewachsen wäre. Die Veranstaltungsleitung der radikalen Abtreibungsgegner nannte 7.500 Teilnehmer. Laut einem auf Angaben unabhängiger Nachrichtenagenturen beruhenden Bericht der Tageszeitung Neues Deutschland beteiligten sich in diesem Jahr hingegen lediglich 4.500 Menschen an der Werbung für die Einführung eines gesetzlichen Gebärzwangs. Das autonome Bündnis „Whats the fuck“ zählte allerdings nur 2.000 Teilnehmer, ein Bericht des Internetportals evangelisch.de bestätigte diese Zahl. Den unterschiedlichen Angaben zufolge konnte der Kreuze-Marsch seinen Wachstumskurs in diesem Jahr nicht fortsetzen, die Zahl der Teilnehmer ist entweder konstant geblieben oder sogar deutlich im Abschwung.

Bild anklicken, um das Foto zu vergrößern. Fotos: © A. Platzek

Neben der am gleichen Tag durchgeführten Großdemonstration gegen die Freihandelsabkommen TTIP/CETA mit in Berlin rund 60.000 Teilnehmern beteiligten sich an der Kundgebung und Demonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung erneut zahlreiche zivilgesellschaftliche Institutionen und parteipolitische Organisationen. Ebenfalls beteiligten sich in den Medien prominente Feministinnen wie die #Aufschrei-Initiatorin und Medienberaterin Anne Wizorek. Gemeinsam riefen sie mit Unterstützung von Aktivistinnen aus anderen europäischen Ländern, in denen Abtreibungen noch stärker kriminalisiert und geächtet sind als in Deutschland, dazu auf, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung im europaweiten Rechtsruck zu verteidigen und sich auf sozialer, politischer, pädagogischer und zivilgesellschaftlicher Ebene für das Recht von Frauen, sich wirklich selbstbestimmt für ein Kind und eine Familie entscheiden zu können, einzusetzen. Gewarnt wurde am Tag vor den Wahlen für das Abgeordnetenhaus in Berlin insbesondere vor der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland, deren Netzwerk derzeit die politische Speerspitze gegen die Rechte von Frauen und LGBT ist.

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Gläserne Wände - Bericht zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland

Anders als im Vorjahr gelang es den Bündnissen für sexuelle Selbstbestimmung und gegen christlichen Fundamentalismus allerdings nicht, den Kreuze-Marsch dauerhaft zu blockieren. Dieser war statt auf der traditionellen Route durch das Zentrum von Berlin in diesem Jahr durch einen vorab nicht genannten nördlicheren Teil des Bezirks Mitte gezogen. Der Marsch für einen europaweiten Gebärzwang endete statt im Lustgarten neben dem Berliner Dom auf einem kleinen, eng umzäunten Stück der Wiese vor dem Reichstagsgebäude. Zahlreiche Marsch-Teilnehmer verließen die Veranstaltung noch vor Beginn des Abschlussgottesdienstes, begleitet von den teils lautstarken Protesten zufällig anwesender Passanten.

Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung zeigte sich mit dem Ergebnis des eigenen Aktionstages zufrieden. Trotz der am gleichen Tag in Berlin durchgeführten TTIP/CETA-Demonstrationen habe die Zahl der Bündnis-Unterstützerinnen und -Unterstützer nur unwesentlich unter denen des Vorjahres gelegen. Das sei ein Erfolg. Zugleich wurde betont, dass der Kampf für die Bündnisziele gerade erst begonnen habe. Es sei eine Sache, sich gegen den gewachsenen Einfluss von Frauenrechtsgegnern effektiv zu wehren. Eine ebenso wichtige Aufgabe sei es, sich für politische und soziale Veränderungen einzusetzen, die dem Rückfall in religiös-fundamentalistische und nationalistisch-völkische Denk- und Lebensweisen dauerhaft den Boden entziehen können.

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