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Gläserne Wände - Bericht zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland

Aus aller Welt

USA: Konfessionsfreie haben ein Image-Problem

Konfessionsfreie und nichtreligiöse Menschen bilden die am wenigsten beliebte Gruppe in den USA – und das trotz eines wachsenden Anteils an der Bevölkerung. Zu diesem Befund kommt jedenfalls eine neue Studie der University of Minnesota.

Konfessionsfreie und nichtreligiöse Menschen bilden die am wenigsten beliebte Gruppe in den USA – und das trotz eines wachsenden Anteils an der Bevölkerung. Zu diesem Befund kommt jedenfalls eine neue Studie der University of Minnesota. Sie bestätigt Ergebnisse, zu denen Soziologen bereits zuvor gekommen waren, und benennt Gründe.

Mitarbeit: Arik Platzek

David Silvermann, Präsident der US-Atheists wird von vielen US-Bürgern wohl eher argwöhnisch betrachtet. Foto: © American Atheists

David Silvermann, Präsident der American Atheists, wird von vielen US-Bürgern eher argwöhnisch betrachtet. Foto: © American Atheists

Vor zehn Jahren haben Soziologen der University of Minnesota eine Studie zur gesellschaftlichen Akzeptanz religiöser und kultureller Minderheiten veröffentlicht und festgestellt: Die Gruppe der Konfessionsfreien und Atheisten gehört zu den unbeliebtesten.

Neuere Erhebungen zeigen, dass die Vorbehalte gegenüber Atheisten und Nichtreligiösen immer noch groß sind. Ein vierköpfiges Forscherteam der soziologischen Fakultät der University of Minnesota hat repräsentative Umfragedaten aus dem Jahr 2014 untersucht und die Ergebnisse unter dem Titel Atheisten und andere kulturelle Außenseiter: moralische Grenzen und Nichtreligiöse in den Vereinigten Staaten veröffentlicht.

Von den knapp 2.500 Befragten bezeichnete sich jeder Dritte als im weitesten Sinne nichtreligiös. Dazu zählen Atheisten, Agnostiker sowie Menschen, die sich „spirituell, aber nicht religiös“ nennen und jene, die sich unter „nichts Bestimmtes“ einordnen. Die Zahl der Konfessionsfreien, der sogenannten „religious nones“, scheint sich damit im Vergleich zu 2010 (16 Prozent) verdoppelt zu haben. Vorbehalte gegenüber dieser Gruppe sind offenbar auch in den USA weitverbreitet. 40 Prozent der Teilnehmer gaben an, konfessionsfreien Mitbürgern gegenüber eine ablehnende Haltung zu haben. Die Umfrage wurde vom amerikanischen Ableger des deutschen Marktforschungsinstituts GfK durchgeführt.

Die anti-atheistische Haltung ist hauptsächlich von moralischen Bedenken geprägt. Nichtreligiösen Menschen werden fehlende kulturelle und moralische Werte sowie ein mangelndes nationales Identitätsgefühl unterstellt. 36 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass es Atheisten an Moral mangele. „Diese Haltungen sind ganz stark von dem Glauben gestützt, dass Religion von zentraler Bedeutung für bürgerliche Tugenden ist, dass gesellschaftliche Standards hinsichtlich Gut und Böse in einer historisch-religiösen Tradition stehen sollten und dass das Christentum das Fundament amerikanischer Identität ist“, heißt es in der Analyse der Studienergebnisse.  Insgesamt schnitten jene, die sich als „spirituell, aber nichtreligiös“ (SBNR – „spiritual but not religious“) bezeichneten, etwas besser ab: Ihnen stehen mit 12 Prozent der Befragten weniger Menschen kritisch gegenüber.

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Penny Edgell, Professorin für Soziologie und eine der Autorinnen der Studie, sieht einen Grund für die immer noch geringe gesellschaftliche Akzeptanz bei den Nichtreligiösen selbst: Im letzten Jahrzehnt hätten sich in Amerika viele atheistische und nichtreligiöse Organisationen gebildet und von genau diesen erwarte sie in Zukunft mehr Bemühungen, die öffentliche Wahrnehmung zu ändern.

Mit der Frage, warum Menschen ohne Konfessionszugehörigkeit ein schlechtes Image haben, beschäftigten sich im Jahr 2011 auch Psychologen von der kanadischen University of British Columbia. Im Rahmen von insgesamt 6 Studien befragten die Forscher 350 amerikanische Erwachsene und rund 420 Studierende in Kanada. Bei der Untersuchung stellten sie fest, dass Misstrauen bzw. Vertrauenswürdigkeit eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung durch Andere spiele.

Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass Misstrauen gegenüber Atheisten eine zentrale Konsequenz im Rahmen von evolutionär bedingtem prosozialen Religionsverhalten sei. Da das Bekenntnis zum Glauben als Zeichen für Vertrauenswürdigkeit – sogar zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen – gilt, drücke das Fehlen nicht nur persönlichen Unglauben aus, sondern stelle auch das „falsche“ Signal dar. Bemerkenswert war, dass sogar unter Konfessionsfreien ein großes Misstrauen gegenüber der Teilgruppe der Atheisten festgestellt wurde.

Auch in Deutschland haben Konfessionsfreie nicht das beste Image, wie Daten des Religionsmonitors 2013 der Bertelsmann Stiftung nahelegen. In einer Befragung zur Wahrnehmung von Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Atheismus schnitt letzterer am zweitschlechtesten vor dem Islam ab. Während lediglich 34 Prozent der Befragten in den alten Bundesländern angaben, Atheismus als „eher bereichernd“ wahrzunehmen, erklärten 36 Prozent, sie würden Atheismus sogar als „eher bedrohlich“ oder „sehr bedrohlich“ wahrnehmen. Mit nur 16 Prozent stimmten der letzteren Aussage in den neuen Bundesländern zwar deutlich weniger Befragte zu, doch auch in dem ganz überwiegend von konfessionsfreien und nichtreligiösen Menschen bewohnten Teil Deutschlands gab nur knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) an, Atheismus sei aus ihrer Sicht eine Bereicherung.

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